by Anne

3 Fakten über zertifizierte Naturkosmetik: Gut oder unnötig?

Kein Wunder, dass Naturkosmetik und Biokosmetik im Trend sind: Uns ...
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Kein Wunder, dass Naturkosmetik und Biokosmetik im Trend sind: Uns wird bewusst, dass unser Konsum die Umwelt und unsere eigene Gesundheit beeinflusst. Aber ist Naturkosmetik automatisch besser? Das würden wir gerne bestätigen, aber wir müssen genauer hingucken. Wir haben drei Aspekte über Naturkosmetik zusammengefasst, die Dir bewusst sein sollten. 

Fakt 1: Naturkosmetik ist nicht gleich Naturkosmetik 

Gut zu wissen: Der Begriff “Naturkosmetik” ist rechtlich nicht geschützt. Das gleiche gilt auch – anders als bei Nahrungsmitteln – für die Kennzeichnung von Kosmetik als “bio”. 

Das bedeutet, dass Anbieter:innen so gut wie jedes Produkt als Naturkosmetik bezeichnen können, solange keine Täuschung der Verbraucher:innen vorliegt. 

Ein Beispiel für eine solche Täuschung aus dem Jahr 2012 beschreibt der Spiegel: Eine Pflegeserie warb mit “pure & natural”, obwohl sie chemische Inhaltsstoffe enthielt. Nur weil es den zuständigen Produktüberwachungsstellen aufgefallen ist, konnten sie die gerichtliche Untersagung durchsetzen. Es ist ein wenig wie mit dem Sprichwort: “Wo kein Kläger, da kein Richter.” 

Seit 2017 beschreibt eine ISO-Norm zudem Richtlinien für Natur- und Biokosmetik – ist aber nicht verbindlich. Nach der Norm dürfen Produkte als Naturkosmetik beschrieben werden, wenn sie zu 95 Prozent natürliche Inhaltsstoffe enthalten. Nur …  

  • Der Witz: Auch Wasser gilt als natürliche Zutat. 
  • Die Konsequenz: Kosmetikprodukte können sprichwörtlich verwässert werden, um fälschlicherweise als Naturkosmetik zu gelten. 

Wenn Du unbedingt “echte” Naturkosmetik willst, solltest Du also auf zertifizierte Naturkosmetik setzen. 

Ganz so leicht ist es mit den Naturkosmetiksiegeln aber wiederum auch nicht: 

Fakt 2: Bei den Siegeln für Naturkosmetik musst Du genau hinschauen 

Die wichtigste Frage ist ja, worum es Dir bei Naturkosmetik geht. Möchtest Du ein Pflegeprodukt haben, das gut zu Deiner Haut ist? Oder lieber eins, das den Schaden für Tiere und Umwelt gering hält? 

Problematisch ist, dass es unterschiedliche Naturkosmetiksiegel mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt. Und sie sind privat geführt. Sie können im Zweifel also auch stärker Wirtschaftsinteressen vertreten und/oder gewinnorientiert sein. Das macht die Sache nicht einfach. 

Die Krönung erreichen wir mit jenen Siegeln, die lediglich mit dem “guten Gefühl” ein Geschäft machen wollen und sehr niedrige Standards haben. Diese reinen Marketing-Siegel sind am Ende nicht viel besser als etwas grüne Farbe auf der Kosmetikverpackung (Greenwashing). 

Hinzu kommt: 

Die Siegel sind unterschiedlich streng und umfangreich. Einige berücksichtigen beispielsweise das Tierwohl mit und sind vegan, andere achten nur auf einen vergleichsweise niedrigen Mindestanteil an ökologischen Inhaltsstoffen. 

Welchen Siegeln kannst Du also vertrauen? 

Allgemein anerkannt und vertrauenswürdig sind mitunter folgende Zertifizierer für Naturkosmetik: 

  • das BDIH-Siegel vom Bundesverband der Industrie und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V.
  • das Natrue-Siegel, welches aus Belgien kommt und von der Kosmetikindustrie auf Eigeninitiative ins Leben gerufen wurde 
  • auch Demeter zertifiziert Kosmetik nach sehr strengen Kriterien 
  • Cosmos, aufgeteilt in “Cosmos Organic” und “Cosmos Natural”, ist ein internationales Siegel, das die Naturkosmetiksiegel BDIH (Deutschland), Cosmebio & Ecocert (Frankreich), ICEA (Italien) und der Soil Association (Großbritannien) gemeinsam initiiert haben 

Bei den gängigen Siegeln kannst Du immerhin folgende Gemeinsamkeiten feststellen: 

  • Synthetische Farb- und Duftstoffe und Silikone sind nicht enthalten
  • Keine Konservierungsstoffe wie etwa Parabene 
  • Keine Inhaltsstoffe, die auf Erdöl basieren 
  • Keine gentechnisch veränderten Inhaltsstoffe und ein (variierender) Mindestanteil an biologisch angebauten Inhaltsstoffen 
  • Inhaltsstoffe müssen natürlich sein oder mindestens naturidentisch 
  • Produktion und Verpackung erfolgt möglichst umweltschonend 

Idealerweise gäbe es ein staatlich oder europäisch gefördertes Siegel, um das Chaos zu reduzieren. Aber so weit sind wir noch nicht, leider. 

Außerdem würde ein allgemeingültiges Siegel für Naturkosmetik nicht zwingend ein weiteres aktuelles Problem lösen: 

Fakt 3: Zertifizierte Naturkosmetik garantiert keine Hautverträglichkeit 

Trotz aller Auflagen (oder gerade wegen dieser) kann auch Naturkosmetik die Haut sensibilisieren, irritieren oder reizen. 

Beispiele: 

  • In Naturkosmetik-Shampoos setzen Hersteller:innen auf zertifizierungskonforme Konservierungsmittel. Oft ist das etwa Benzyl Alkohol, der Deine Haut reizen kann. 
  • Pflanzliche Tenside, z.B. in Duschgels, können die Haut austrocknen. 
  • Einige Duftstoffe auf natürlicher Basis sowie einige natürliche ätherische Duftöle können allergische Reaktionen auslösen. 
  • Die Haltbarkeit von Gesichtscremes ist oft auf sechs bis zwölf Monate beschränkt, weil die gängigen zertifizierungsfähigen Konservierungsstoffe oft nicht mehr hergeben. 
  • Schlimmer noch: Durch die Einschränkungen bei den Konservierungsstoffen steigt die Gefahr eines Keimbefalls bei naturkosmetischen Produkten. 

Problematisch ist auch, dass bestimmte synthetisch hergestellte, aber unbedenkliche Inhaltsstoffe bei vielen Siegeln tabu sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist Urea: Der Wirkstoff ist einer der wichtigsten gegen trockene und strapazierte Haut – und damit ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen Falten. Nur: In Naturkosmetik wirst Du Urea in der Regel nicht finden. 

Muss gute Kosmetik zertifiziert sein? 

Wie schön wäre es, wenn es ein offizielles Siegel gäbe, dass für eine gute Verträglichkeit für Mensch und Umwelt sowie Tierwohl steht. Vermutlich würden wir bei sober uns das genauer anschauen. 

Die Sache ist: Auch wenn wir bei sober auf natürliche Inhaltsstoffe setzt, haben wir uns bewußt gegen eine Zertifizierung entschieden. 

Warum? 

Wenn wir Kosmetik produzieren, haben wir hohe Standards an die 

  • Verträglichkeit für die Haut 
  • Verträglichkeit für die Umwelt 
  • Verträglichkeit für Tierwelt 

Das ist auch der Grund, warum wir nur unter pharmakologischer und toxikologischer Leitung unsere Cremes, Lotionen und Shampoos formulieren. 

Und das ist der Grund, warum wir bei Verpackung und Versand über die Klimaneutralität hinausgehen: Mit unserer Clean-Care-Philosophie sind wir das ein klimapositives Kosmetikunternehmen der Welt. 

Zwar ist uns der Grundgedanke hinter einigen Naturkosmetiksiegeln sympathisch, in der Praxis erweisen sich die Labels allerdings als problematisch: 

Die Schwierigkeit mit den gängigen Naturkosmetik-Siegeln ist, dass sie haut- und umweltverträgliche sowie einige relevante wirksame Inhaltsstoffe untersagen, weil sie synthetisch hergestellt werden. Urea ist hierfür ein Beispiel. Stattdessen lassen sie umweltverträgliche Inhaltsstoffe wie etwa Benzyl Alkohol zu, die allerdings der Haut schaden können. 

Dieser Widerspruch wäre mit unserem Konzept für Clean Care nicht vereinbar: 

Wir möchten, dass Du mit unseren Produkten etwas Gutes für Dich und Deine Haut tust, ohne die Umwelt zu belasten. Mit den aktuell vorhandenen Siegeln wäre das so für uns nicht möglich. 

Solange es das passende Siegel (noch) nicht gibt, teilen wir zwei Empfehlungen mit Dir für gute und natürliche Kosmetik

  1. Schau Dir unsere Hinweise zu unserer Clean-Care-Mission an und 
  2. überprüfe Kosmetikprodukte vor dem Kauf mit Codecheck. Dadurch erfährst Du, ob sie für Dich und die Umwelt verträglich sind. 

Schau genau hin und #TreatYourself

Anne

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