Du kaufst Pflegeprodukte, die der Hersteller „nicht an Tieren getestet“ hat, denn sie „führen keine Tierversuche durch“? Dann schau noch einmal genau hin! Trotz solcher Aussagen ist Kosmetik nicht immer frei von Tierleid. Wir haben uns die Probleme am Tierversuchsverbot angesehen und sagen Dir, wie Du Kosmetik ohne Tierversuche findest.
Warum sollte ich mich für tierversuchsfreie Kosmetik interessieren?
Kaum ein Mensch möchte etwas mit Tierversuchen zu tun haben: Wir kennen die Bilder aus Tierschutzkampagnen und haben Mitleid mit den Affen, Hasen und Mäusen, die für Labortests herhalten müssen.
Wir wissen auch, dass es Tierversuche für die Herstellung von Kosmetik- und Pflegeprodukten gibt. Deshalb fühlen wir uns besser, wenn wir die Shampoos, Gesichtscremes oder Seifen benutzen, bei denen sowas steht wie:
„Dieses Produkt wurde nicht an Tieren getestet.“
„Wir führen keine Tierversuche durch.“
Viele Kosmetikproduzenten drucken solche Hinweise auf ihre Verpackungen und attestieren sich damit eine korrekte Einstellung gegenüber Tieren. Ein beruhigender Hinweis für Käufer*innen, um kein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Tatsache ist allerdings:
In Deutschland darf Kosmetik ohnehin nicht an Tieren getestet werden.
Für die „pflegende und dekorative Kosmetik“ sind Tierversuche in Deutschland verboten. Hier dürfen bereits seit 2004 keine Kosmetika mehr an Tieren getestet werden. Für die ganze EU gilt seit 2013 auch ein Verkaufsverbot solcher Produkte. Sogar für die einzelnen Inhaltsstoffe eines Kosmetikprodukts sind die Tierversuche verboten.
Also ist doch alles in Ordnung?
Nicht wirklich:
Die 3 aktuellen Probleme mit dem Tierversuchsverbot in der Kosmetik
Die Regelungen führen zu Schlupflöchern und sind dadurch oft irreführend für Verbraucher: Auch wenn ein Produkt nicht an Tieren getestet wurde, kann es dennoch stark mit Tierversuchen zusammenhängen. Tierschützer sind deswegen mit den Regelungen nicht zufrieden.
Das sind die Kritikpunkte:
1. Das Verbot betrifft nur neue Produkte
Die Regelung gibt es seit Frühjahr 2013 und betrifft nur die Produkte, die seitdem auf den Markt gekommen sind.
2. Das Tierversuchsverbot gilt nur für bestimmte Inhaltsstoffe
Was ist ein Inhaltsstoff?
Damit sind nur die Substanzen gemeint, die ausschließlich bei Kosmetik- und Pflegeprodukten eingesetzt werden. Kommt eine Substanz allerdings in anderen Produkten vor, fällt es unter das Chemikaliengesetz und wird wie gehabt an Tieren getestet. Das ist in der EU sogar Standard und trifft bei vielen Inhaltsstoffen in der Kosmetik zu – darunter auch solche, die in Reinigungs- und Waschmitteln, Medikamenten und Farben vorkommen.
Hersteller können also Inhaltsstoffe einsetzen, die an Tieren getestet wurden, ohne selbst Tierversuche durchzuführen.
3. Ausnahmen für Marken im Ausland
Hersteller dürfen weiterhin Tierversuche durchführen, wenn sie ihre Produkte außerhalb der EU vertreiben. Dadurch haben sie mehr Freiheiten, um im Ausland besser zu verkaufen, zum Beispiel in China: Dort sind Tierversuche Pflicht, um die Sicherheit von Kosmetik- und Pflegeprodukten zu testen.
Einige Hersteller – insbesondere Naturkosmetik-Marken – haben sich deswegen aus dem chinesischen Markt zurückgezogen.
Gibt es Pflegeprodukte und Kosmetika in Deutschland, die wirklich frei von Tierversuchen sind?
Wir halten fest:
Tierversuche sind bei Kosmetika in Deutschland verboten. Deutsche Unternehmen dürfen für den ausländischen Markt dennoch Tierversuche durchführen.
Und:
Wir müssen Herstelleraussagen kritisch hinterfragen. Behauptungen wie „wurde nicht an Tieren getestet“ und „Wir führen keine Tierversuche durch“ schließen nichts aus. Weder dass bestimmte Inhaltsstoffe sehr wohl an Tieren getestet wurden, noch dass Dritte Tierversuche gemacht haben.
Das ist erstmal ernüchternd. Aber es gibt auch gute Nachrichten:
In Deutschland gibt es Hersteller von Kosmetik- und Pflegeprodukten, die den Tierschutz wirklich ernst nehmen.
Woran erkenne ich Pflegeprodukte, für die wirklich kein Tier leiden musste?
Ein einfacher Weg zu tierversuchsfreier Kosmetik führt über die Liste von Peta. Hier findest Du Marken von Pflege- und Kosmetikanbietern, die den hohen Anforderungen der Tierschutzorganisation gerecht werden.
Tipp: Überprüf doch mal, ob Deine Lieblingsmarke in der Liste ist!
Aktuell sind sonst die offiziellen Siegel die verlässlichsten Hinweise darauf, ob ein Produkt wirklich tierversuchsfrei ist und auf Inhaltsstoffe verzichtet, die an Tieren getestet werden.
Zu den hochwertigen Siegeln zählen unter anderem:
Das Siegel kommt vom Deutschen Tierschutzbund und sieht Richtlinien vor, die teilweise schärfer sind als die rechtlichen Vorschriften: Hier sind Tierversuche an (wirbellosen) Tieren genauso verboten wie Rohstoffe aus ihnen. Die Hersteller dürfen ebensowenig zu einem Unternehmen gehören, das Tierversuche anderweitig durchführt, beauftragt oder in Länder wie China verkauft.
Bei diesem Siegel verzichten Unternehmen ausnahmslos auf Tierversuche für alle Inhaltsstoffe und Endprodukte – das gilt auch bei Zulieferern. Produkte beim Leaping Bunny sind jedoch nicht zwingend vegan.
Wie beim Leaping Bunny kommt auch die Veganblume komplett ohne Tierversuche aus. Zusätzlich verwenden Hersteller hier keine tierischen Inhaltsstoffe.
Was hält sober von Tierversuchen?
Echt nicht viel.
Seit unserer Gründung ist für uns bei sober selbstverständlich, dass wir Verantwortung für die Umwelt und den Menschen nehmen, aber auch für die Tiere. Deswegen unterstützen wir die Peta-Initiative „Beauty without Bunnys“ und dürfen bestätigen:
Die Produkte von sober sind frei von Tierversuchen: In der Liste von Peta findest Du unseren Namen wieder.
Auch käme es für uns nicht in Frage, Schlupflöcher beim Tierversuchsverbot zu nutzen: Für uns ist festgelegt, dass wir nie in Ländern unsere Produkte vertreiben werden, die Tierversuche von uns verlangen würden.
Wir sehen es so: Gute Pflegeprodukte brauchen nicht an Tieren getestet werden.
#staysober
Philipp